Odinga

Interview mit
Pascal Odinga

Interview

mit Pascal Odinga

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Pascal, wir kennen uns schon lange. Schon immer wollte ich wissen, wie du dich selbst siehst. Was sind deine Stärken?

Das musste ja kommen. Nun, ich bin – glaube ich – ein offener, umgänglicher Typ, dem man anmerkt, dass es ihm Freude bereitet, sich mit anderen Menschen auszutauschen. Der Theoretiker bin ich allerdings nicht. Mir liegt das Praktische.

Du hast immer ein offenes Ohr für die Anliegen anderer. Da frage ich mich manchmal, ob es auch Grenzen gibt.

Alles, wofür ich einstehen kann, packe ich gerne an. Was ich nicht mit meiner Haltung vereinbaren kann, bleibt liegen. Es gibt No-Gos.

Welche zum Beispiel?

Ungerechtigkeiten ganz allgemein, Diskriminierung, Ausgrenzung oder Benachteiligung von Schwächeren… ich habe Mühe mit ideologischen und politischen Extremen.

Sind das auch die Werte, für die du als Gemeinderat einstehen willst?

Oh ja, ich glaube, dass die Wahl in eine Behörde dazu verpflichtet, sich für die Menschen einzusetzen. Parteipolitische Positionen treten dabei in den Hintergrund. Unterschiedliche Ansichten und Meinungen erweitern den Horizont. Allerdings müssen Probleme konstruktiv und lösungsorientiert angegangen werden. Ohne Kompromisse geht es nicht.

Bei einem Kompromiss gibt es immer auch Verlierer, oder?

Mmh… bei einem guten Kompromiss gibt es weder ausschliessliche Gewinner, noch ausschliessliche Verlierer. Der Kompromiss ist der Klebstoff unseres Zusammenlebens. Wären wir nicht zu Kompromissen bereit, käme nichts Gescheites heraus, nur Unterdrückung und Stillstand.

Das hört sich gut an. Doch bist du hinsichtlich der Machbarkeit von Kompromissen in unserer egomanischen Gesellschaft nicht etwas blauäugig?

Ist unsere Gesellschaft denn so egomanisch, wie du sagst? Ich meine, dass Leute, die unbeirrbar und unverrückbar Position beziehen, immer auch von Angst getrieben sind. Der Angst, etwas Lebenswichtiges gehe ihnen verloren. Ein anschauliches Beispiel sind die Umweltaktivistinnen und -aktivisten: Deren Angst vor den Folgen des Klimawandels ist alles andere als egomanisch. Denn der Klimawandel – ob wir das wahrhaben wollen oder nicht – betrifft uns alle. Was uns aufstossen mag, ist die Wahl der Mittel. Niemand hat Freude an Vandalismus und blockierten Verkehrswegen. Würden wir den Menschen, die berechtigtermassen vor etwas Angst haben, etwas mehr Gehör schenken, müssten sie nicht zu solch drastischen Mitteln greifen. Ich will hier gar nichts entschuldigen, sondern lediglich auf die Folgen eines ausbleibenden Dialogs aufmerksam machen. Als Gemeinderat möchte ich auf die Menschen zugehen und sie einbeziehen.

Hier spricht ein wahrer Idealist.

Ja, aber einer mit Sinn für das Machbare (schmunzelt).

Gut, wenden wir uns dem Machbaren zu. Was haben wir von Pascal Odinga als Gemeinderat zu erwarten?

In Triesen, wie überall im Land, haben zwei grosse Parteien das Sagen. Die Demokraten pro Liechtenstein verstehen sich als dritte Kraft. Das gefällt mir, denn «Kraft» meint das Mitdenken und Mittragen. Vielleicht gelingt es da und dort, eine neue Sichtweise einzubringen. Mit Opposition hat das wenig zu tun, sehr viel aber mit dem Mut, zu hinterfragen und gegebenenfalls neue Wege zu beschreiten. Ich spielte jahrelang Fussball. Heute nicht mehr, doch ein Teamplayer bin ich noch immer. Die Arbeit in einem Gremium sagt mir zu.

Welche Aufgabengebiete interessieren dich besonders?

Kultur, Freizeit und Sport, die Wirkorte unserer zahlreichen Vereine. Die Stärkung der Standortattraktivität und gleichzeitig der Schutz unseres Ortsbildes, Raumplanung und Wirtschaft also. Dann die Bildung in Form einer leistungsfähigen Schule und – last but not least – die Finanzen, die gesund sein müssen, wollen wir uns das alles leisten.

Du bist ein fremder «Fötzel». Wieso sollen dich die Triesmerinnen und Triesmer in ihren Gemeinderat wählen?

(Lacht) ein fremder Fötzel? Ja, ich bin in der Schweiz aufgewachsen und arbeite in der Schweiz, genauer gesagt als Projektleiter und Konstrukteur bei einem Schweizer Medienunternehmen. Triesen ist meine Herzensheimat. Ich lebe seit 13 Jahren hier. Meine Frau ist hier aufgewachsen. Wir haben zwei Kinder, die hier in die Schule gehen. Und ein wenig Liechtensteiner Blut fliesst auch in meinen Adern. Mein Urgrossvater kam aus Vaduz.

Was schätzst du besonders an Liechtenstein und der Gemeinde Triesen?

Da muss ich nicht lange nachdenken. Ich schätze die Offenheit und Herzlichkeit der Menschen hier. Sie haben mich als Zuzüger ohne Vorbehalte in ihre Reihen aufgenommen. Ich bin im Vorstand des Turnvereins aktiv und gehöre dem Organisationskommitee des Turnerkränzles an. Kürzlich haben ein paar einheimische Kollegen und ich einen Bergsportclub und einen Bierkulturverein gegründet. Ich fühle mich hier zuhause. Überdies liebe ich den urbanen Geist, der hier herrscht, inmitten eines Naturparadieses. Ich halte mich als begeisterter Berggänger gerne in der Natur auf. Geniesse aber auch die Annehmlichkeiten eines Ortes, der an Infrastruktur alles zu bieten hat, was der Mensch so braucht. Triesen bleibt nicht stehen. So wurden in jüngerer Zeit tolle Sportanlagen gebaut und der Ortskern präsentiert sich mittlerweile als gelungener Begegnungsort für Jung und Alt.

Pascal, ich danke dir für das Interview und wünsche dir viel Erfolg bei der bevorstehenden Wahl.

Interview: 17. Dezember 2022, Webmaster